Die direkte Verarbeitung von Wandfarben und Putzen auf Gipskarton und Gipsfaserplatten konfrontiert den Verarbeiter mit den immer wieder gleichen vermeidbaren Problemen. Dieses unabhängig davon ob herkömmliche Farben und Putze oder Naturfarben zum Einsatz kommen. Probleme treten hauptsächlich entlang der verspachtelten Plattenverbindungen auf:
Über Abhilfen werden bestenfalls Profis informiert, Selbermacher meist mit kryptischen Fußnoten in bunten Prospekten abgespeist. Der Bundesverband der Gipsindustrie e.V. offeriert auf seiner Homepage die Broschüre „Verspachtelung von Gipsplatten - Oberflächen güten (Q1-Q4)“. Diese zeigt auf, dass es bei der Verarbeitung 4 Qualitätsstufen gibt, die aufeinander aufbauen.
Hier ein Auszug (Stand 29.11.2007):
Füllen der Stossfugen und Überziehen der sichtbaren Teile der Befestigungsmittel (z. B. Schrauben) mit Spachtelmasse. Die Grundverspachtelung schließt das Einlegen von Fugendeckstreifen (Bewehrungsstreifen) ein, sofern das gewählte Verspachtelungssystem (Spachtelmaterial, Kantenform der Platten) dies vorsieht.
Grundverspachtelung Q 1 und zusätzliches Nachspachteln (Feinspachteln, Finish) bis zum Erreichen eines stufenlosen Übergangs zur Plattenoberfläche.
Abzeichnungen der Verspachtelung im Streiflicht sind nicht auszuschließen.
Standardverspachtelung Q 2 und breiteres Ausspachteln der Fugen sowie ein scharfes Abziehen der restlichen Kartonoberfläche zum Porenverschluss mit Spachtelmaterial. Im Bedarfsfall sind die gespachtelten Flächen zu schleifen.
Auch bei der Sonderverspachtelung sind bei Streiflicht sichtbar werdende Abzeichnungen nicht völlig auszuschließen.
Standardverspachtelung Q 2 und breites Ausspachteln der Fugen sowie ein vollflächiges Überziehen und Glätten der gesamten Oberfläche mit einem dafür geeigneten Material (Schichtdicke bis etwa 3 mm).
Auch hier sind bei Streiflicht sichtbar werdende Abzeichnungen nicht völlig auszuschließen.
Bezüglich der Wahl des Verspachtelungssystems, insbesondere der Verwendung von Fugendeckstreifen (Bewehrungsstreifen), sind sowohl die Ausführung (z. B. einlagige oder mehrlagige Beplankung, Dicke der Platten), die Baustellenbedingungen als auch die vorgesehene Oberflächenbehandlung (z. B. Beläge aus Fliesen und Platten, Putze, Anstriche/Beschichtungen) bei der Planung zu berücksichtigen.
Hinzu kommt noch eine Empfehlung des „Institut für Bautechnik, Heiligenhaus“ vom Juli 2007 bezüglich der zu „ den ATV‘s der VOB Teil C gehörenden Norm DIN 18363“: „Flächen aus Gipskarton- und Gipsfaserplatten sind vor der Beschichtung ganzflächig mit einem Vlies zu armieren.“
„Sind im Leistungsverzeichnis keine Angaben über die Verspachtelung enthalten, so gilt stets die Qualitätsstufe 2 (Standardverspachtelung) als vereinbart.“
Auszug aus der „Fugenfi bel“ von RIGIPS, Stand 2007.
Rissarmierende Spachtelmassen, welche den Verzicht auf Bewehrungsstreifen bzw. mehrlagige Beplankung erlauben sollen, taugen schlichtweg nichts. Die Erfahrung zeigt, dass Risse entlang der Stossfugen durch Bauwerksbewegungen trotzdem entstehen. Das ganze Feinstverspachteln und Schleifen hilft auch nicht 100 %ig gegen im Streiflicht sichtbare Farb-, Glanz- und Strukturunterschiede.
Herstellen gleichmäßiger Saugfähigkeit.
Fugen aus Acrylmasse stellen derzeit die Standardlösung im Gipskartonbau dar. Sie werden Wartungsfugen genannt. Solche Fugen halten evtl. nur 3, bestenfalls 10 Jahre ohne Ablösungen. Das liegt zum größten Teil daran, dass Weichmacher entweichen und das Fugenmaterial seine Elastizität einbüßt. Beim Einbau darf keine Acrylflüssigkeit an den Wänden herunterlaufen, wie es oft beim Glätten der Fuge mit Wasser geschieht. Dieses ist besonders zu beachten wenn Wandlasuren geplant sind. Wenn doch Acrylflüssigkeit herunterläuft, muß diese sofort gründlich abgewischt werden. Ist die Acrylflüssigkeit bereits getrocknet, vorsichtig abschleifen. Erst dann die Oberfläche komplett grundieren.
Acrylfugen sollten frühestens 2 Tage nach Einbau überstrichen werden. Sie sind nicht gut zum Verputzen geeignet. Bei Putz auf Acrylmasse kann es immer zu begrenzten Ablösungen im Bereich der Fuge kommen. Wenn Farben auf Acrylfugen gestrichen werden zeigt sich meist schon nach kurzer Zeit ein feiner Längsriss in der Mitte der Fuge. Das ist unvermeidlich. Deswegen ist es oft besser, den meist weißen Deckenanstrich einige Zentimeter an der Wand herunter zu ziehen. Dann scheint die weiße Fuge durch den weißen Deckenanstrich und nicht durch den evtl. farbigen Wandanstrich.
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